Urlaub mit Baby – Wozu hast du denn ein Handy!?

Urlaub mit Baby - Wozu hast du denn ein Handy!? | familiending.net

Meine Freundin hat ihr erstes Kind. Ein kleiner süßer Bub. Nun 4 Monate alt. Gerade sind sie im Urlaub. Zum allerersten Mal zu dritt. Zum ersten Mal Urlaub mit Baby. Und heute schrieb sie mir eine SMS.

„Urlaub mit Baby ist wahrlich etwas anderes…..“

Ich lese die SMS Christian vor und der fragt „Wo sind die? Im Hotel?“. Ja, sind sie. „Oje“, sagt er. Und er und ich versetzen uns in Gedanken sofort 2 Jahre zurück. Nein. 2 1/2 Jahre zurück. In die Zeit als unser Sohn 4 Monate alt war. Und wir im Urlaub. Zum allerersten Mal zu dritt. Der erste Urlaub mit Baby. Im Hotel. Genauer gesagt: in einem Wellnesshotel. Denn so ein Baby schläft ja viel. Da kann man doch herrlich entspannen. War auch so. Zuerst. Harharharhar.

Urlaub mit Baby

Da waren wir also. Im Hotel mit unserem Bubi. Im Hotel mit herrlichem Schwimmbad.

Tschüß Jungs! Mama ist mal kurz ne Runde schwimmen!

Ein von Lena W_ (@w_lena) gepostetes Foto am

Im Hotel mit herrlichem Essen.

Und sogar einen Wellnessbereich gab es. Mit Saunen und Dampfbädern, in die ich mich nicht traute, weil ich noch voll stillte. Und nun ja… Ich hatte da etwas Bedenken. Außerdem gab es einen Kosmetiksalon. Und! pro Person einen 20€ Gutschein hierfür. So. In die Saune traute ich mich wegen Stillbusen nicht, aber zur Kosmetikerin, ja. Das mach ich. Mutti lässt sich´s gut gehen.

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Aber der Reihe nach. Wir bezogen also unsere Suite. Eine süße kleine Suite mit separatem Schlafbereich und ganzen zwei Bädern. Süß! Wir waren happy. Hier würden wir nun also total relaxen. 5 Tage lang. Juhuu!

Am ersten Abend schlief der Sohn erwartungsgemäß um 19 Uhr ein, wir betteten ihn in seinen Kinderwagen, verdunkelten diesen mit einer Mullwindel und liefen so zu dritt im Speisesaal ein. Köstliches Essen und einige verdutzte Gesichter älterer Paare erwarteten uns. Ein paar Abende später verriet uns ein Paar, dass sie lange bezweifelten, dass da überhaupt ein Kind im Wagen läge. Man höre und sehe ja nix von ihm. Muhahahaha. Das sollte sich ändern.

Wir ließen es uns schmecken und waren glücklich. Urlaub mit Säugling ist ja easy! Haha!

So ging das drei von fünf Tagen. Wir klopften uns täglich auf die Schultern. Well done, daddy, well done, mummy. Entspanntes Kind, entspannte Eltern. Entspannte Eltern, entspanntes Kind. Einfache Gleichung.

Als gute Schwäbin war mir natürlich wichtig den Wellnessgutschein nicht „verkommen zu lassen“, wie man bei uns sagt. Christian verzichtete großmütig auf seinen. Also konnte ich mir für 40€ was aussuchen. Großartig. Also was mach ich? Ganzkörpermassage? Lieber nicht. Nicht, dass der Sohn grade in der Zeit Hunger kriegt und ich stillen muss. Lieber was, wo ich nebenher noch ansprechbar bin. Fußpflege! Sensationelle Idee!! Seit dem Ende der Schwangerschaft ziemlich vernachlässigt. Schließlich kommt man erst aus körperlichen Gründen schlichtweg nicht mehr an die Füße und sobald der Bauch weg ist und das Baby da, hat man leider die Zeit nicht mehr dafür. Ich zumindest nicht. Also die Wahl war gefällt: Fußpflege für 37€ it is. Yeah, Baby! Und wenn der Sohn Hunger kriegt, kann ich das easypeasy nebenher machen. Let´s do this. Mama kriegt endlich wieder schöne Füße!

Wenig später sitze ich also im besagten hoteleignen Kosmetikstudio. Den Sohn habe ich davor natürlich noch kräftig abgefüllt und ihn Christian friedlich schlafend überlassen. Christian bestand darauf. Aber nun: abschalten. relaxen. mal an mich denken. Da sitze ich und genieße ein schönes Fußbad. Anschließend schrubbelt und rubbelt die Kosmetikerin mir an den Füßen, dass es eine wahre Freude ist. Ich plaudere unterdessen aus dem Nähkästchen. Dass ich ein Kind habe, dass man da einfach nicht mehr so zur Fußpflege kommt, dass das jetzt so super ist und ach, wie schön das sei und hab ich schon erwähnt, dass ich ein Kind hab? Und da relaxe ich so vor mich hin bis mir einfällt, dass ich ja tatsächlich ein Kind hab. Mal aufs Handy spicken. Kann aber ja eigentlich nix sein. Kind ist ja abgefüllt. Daher bin ich überaus überrascht, dass ich nicht nur 3 Anrufe in Abwesenheit habe, sondern auch 3 SMS auf meinem Display leuchten.

„Er schreit!!!!!!“

„LENA!! Geh ans Telefon!! Er schreit!!!!“

„Er schreit wie die Sau!! KOMM JETZT!!“

Ach Quatsch, denke ich. Ich bin doch grade 20 Minuten weg! Ich hab noch 40 Minuten! Der war doch abgefüllt. So schlimm kann´s nicht sein. „Huch!“ sage ich zur Kosmetikerin „mein Kind schreit wohl.“ Die Kosmetikerin feilt weiter an meinen Nägeln. Ob ich zurückrufen soll? Hm. Kann ja eigentlich nix sein… da klingelt schon wieder mein Telefon. Lautlos natürlich. Ich bin ja im Wellness-super-duper-relax-bereich.. Ich seh es nur auf dem Display. Christian ruft an. Fröhlich geh ich ran „Hallooooo, ihr zwei!“

„Warum gehst du nicht an dein Telefon!!“
„Ich hab´s lautlos! Will doch relaxen. Alles ok?“
„NEIN!!! ER SCHREIT!!!“
„Kann ja nicht sein! Hab ihn doch abgefüllt.“ (aber im Hintergrund hör ich meinen Sohn schon  heiser brüllen)
„ER SCHREIT WIE AM SPIEß!!“
„Warum denn?“
„ICH WEIß NICHT!! ER HÖRT NICHT AUF! DU MUSST KOMMEN!“
„Nein, ich sitz hier doch grade. Das dauert noch ein bisschen.“
„DU MUSST SOFORT KOMMEN! LENA!!“
„Nein, kommt ihr doch runter zu mir!“
„Das geht nicht!“
„Doch, kommt einfach runter.“
„NEIN, DU MUSST KOMMEN.“
„Warum denn??“
„ICH HAB KEINE HOSE AN!!“

Er hat keine Hose an??? Hä?? Dann soll er doch eine anziehen und dann kommen! Aber er hat schon aufgelegt. Da sitze ich nun. Der eine Fuß abgeschrubbelt, der andere nicht. Hm.

„Schauen Sie mal, ich hab´s extra kürzer gemacht.“
„Hm?“
„Ich hab´s extra kürzer gemacht, weil Sie doch meinten, Sie haben so wenig Zeit.“
„Hä?“
„Ich hab Ihre Nägel extra kürzer gemacht, weil Sie doch meinten, Sie haben so wenig Zeit seit Ihr Kind da ist.“
„Ach so. Ja. Hm.“
„Gut?“
„Hm?“
„Ob da gut ist!“
„Oh ja, ist gut. Ähm. Ich glaub, ich muss hoch.“
„Wie?“
„Ich glaub, ich muss hoch. Mein Kind schreit wohl.“

Verständnisloser Blick. Aber was soll ich tun? MEIN FREUND HAT KEINE HOSE AN!! Oh Mann, ey. Also stampfe ich wütend mit einem abgeschrubbelten und einem nicht abgeschrubbelten Fuß nach oben. KEINE HOSE AN! Der kann was erleben!! Da sitz ich 20 Minuten unten und er kommt nicht runter, weil er KEINE HOSE ANHAT?? WOFÜR MACH ICH DENN AUSGERECHNET FUSSPFLEGE!!

Also klopfe ich an unsere Zimmertür (Suite-Tür!). Christian öffnet mit dem brüllenden Kind auf dem Arm. Das schreit wirklich fürchterlich und schon fast heiser. Wäääääääh Wääääääääääh Wäääääääääääh! Also erstmal keine Zeit für einen Anpfiff. Christian schaut verzweifelt. „DA BIST DU JA ENDLICH!!! DA!! NIMM IHN!!!! Ich krieg ihn nicht beruhigt.“ Beide Männer sind offensichtlich völlig durch. Der Sohn kann kaum noch schreien und Christian ist mit den Nerven fertig. Also tue ich, was man als Mutter eben so tun muss, wenn das Kind so schreit:

Ich nehme es auf den Arm. Zack! ist es ruhig.

„DAS IST SO GEMEIN!!!!“ findet Christian.
Ich finde was ganz anderes so gemein! Warum zur Hölle muss ich meine Scheiß-Fußpflege abbrechen, weil der keine Hose anhat??

„Lena, du hast keine Ahnung, was hier passiert ist, während du weg warst…..“

Und das ist passiert, während ich weg war: 

Ungefähr unmittelbar nachdem ich die Zimmertür (Suite-Tür!) geschlossen habe, wacht unser Sohn auf. Und zwar nicht das gute Aufwachen. Nicht dass „ich guck mich mal um, was hier so los ist“-Aufwachen. Sondern das „Ich brüll das ganze Haus zusammen, bevor ich meine Augen überhaupt aufmache!“-Aufwachen. Christian, der gute Papa, nimmt den Sohn natürlich auf den Arm. Und wiegt ihn. Und singt. Und redet ihm gut zu. Der Sohn brüllt. Und brüllt. Und brüllt. Und brüllt noch lauter. Und brüllt noch mehr. Und Christian singt. Und redet ihm gut zu. Und wiegt ihn. Den Sohn beeindruckt das nicht. Vermutlich kann er weder singen, noch zureden überhaupt hören, denn er schreit ohne jegliche Pause in einem fort. Christian wird langsam aber sicher nervös. So lange hat der Sohn noch nie geschrien. Da muss was sein. Der muss doch mal wieder aufhören!! Oder wenigstens Luft holen!! Lena anrufen. Warum geht die denn nicht ran??? Wie lange ist sie schon weg? Sicher schon ne halbe Stunde. Lena nochmal anrufen. Scheiße nochmal, wozu hat die denn ein Handy?? JETZT HÖR DOCH MAL AUF ZU BRÜLLEN, SOHN!! Lena anrufen. Verdammte Kacke, das gibt´s doch nicht!! Die blöde Kuh hat versprochen, dass sie auf ihr Handy guckt!!!! Scheisse!! Schreibe ich ihr halt ne SMS. Die muss doch einfach mal auf ihr Handy gucken!! Wozu hat sie denn sonst ausgerechnet Fußpflege ausgesucht!?!?

„Er schreit!!!!!!“

„LENA!! Geh ans Telefon!! Er schreit!!!!“

„Er schreit wie die Sau!! KOMM JETZT!!“

Jetzt kommt sie bestimmt gleich. Tatsächlich!! Es klopft!!! Völlig entnervt und verzweifelt und nur in der Unterhose geht er zur Tür. Endlich ist sie da!! Wie kann sie mich nur so lange im Stich lassen! Tür auf „WOZU HAST DU DENN EIN…“

Ihm bleibt der Satz in der Kehle stecken. Vor ihm steht die dicke Schweizerin vom Nachbartisch aus dem Speisesaal. Mustert ihn kritisch von oben bis unten. Wie er da steht in seiner Unterhose mit dem brüllenden, hochroten Kind auf dem Arm.

„Ich wollte nur mal nachgucken“, sagt sie „warum ihr Kind so schreit.“
„Ok.“ Mehr fällt Christian da auch nicht ein.
„Ich dachte schon, Sie hätten das Kind ganz allein auf dem Zimmer gelassen“, nochmals ein kritischer Blick auf Christians Unterhose und aufs brüllende Kind.
„Nein, natürlich nicht. Ich bin da. Nur die Mama ist weg.“
„Aha“, sagt die dicke Schweizerin, „dann ist ja gut. Dann hoffen wir mal, dass die Mama bald kommt.“ Sie mustert ihn nochmal von oben bis unten, wie er da steht in seiner Unterhose und geht dann wieder über den Gang in ihr Zimmer.

Christian ruft sofort wieder bei mir an. Das Kind brüllt unterdessen ununterbrochen weiter. Endlich gehe ich ans Telefon. Und klinge ganz fröhlich!! Fröhlich!!! Dabei hat er mir doch geschrieben, dass die Kacke hier am Dampfen ist. Jetzt ist Schluss!! Christian kann nicht mehr. Und dann hat er der dicken Schweizerin auch noch die Tür aufgemacht. IN UNTERHOSE! Jetzt ist Schluss, ich muss jetzt sofort kommen.

„Warum denn??“
„ICH HAB KEINE HOSE AN!!“

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