Der Zweijährige ist gerade in einer schwierigen Zwischenphase. In der nämlich, dass er entschieden hat keinen Mittagsschlaf mehr zu machen. Das wäre zwar schade, aber durchaus in Ordnung, würde er ihn nicht noch unbedingt brauchen! Gerade ist es nämlich so, dass er ohne ein Erholungsschläfchen am Mittag – ähm, wie drück ich es nett aus – ÄTZEND ist. Tut mir leid, mein Schatz, so ist es. Du bist der beste Sohn der Welt, aber wenn du mittags nicht schläfst, dann ist das schon etwas – äh – anstrengend.
Dann legt er sich gerne mal heulend in den Hausgang und weigert sich in die Wohnung zu gehen, liegt kreischend im Flur, weil er sich die Schuhe nicht ausziehen will, brüllt das ganze Auto zusammen, weil er nicht aussteigen will oder bricht in Tränen aus, weil… weil ungefähr alles! All das passiert normalerweise nicht, wenn er mittags ein Stündchen seine hübschen Äuglein zumacht und ein paar Schäfchen zählt.
Das Kind braucht seinen Mittagsschlaf
Deswegen bestehe ich auch im Kindergarten darauf, dass die Erzieherinnen mich anrufen, wenn er mittags nicht geschlafen hat. Dann kann ich ihn nämlich früher holen und das Programm ein bisschen runterfahren. Dann schaffen wir es meistens ohne Drama bis nach dem Abendessen. Aber dazu gehört viel diplomatisches Geschick, gute Nerven, viel Geduld und viel Zeit. Und manchmal hat man das leider nicht… Leider macht der Zweijährige mittlerweile so selten Mittagsschlaf, dass die Erzieherinnen gebeten haben, ob sie nicht anrufen könnten, wenn er denn mal schlafen würde… Den Erzieherinnen mache ich keinen Vorwurf. Die geben ihr Bestes ihn zum Schlafen zu bringen. Spätestens seit er beim Abholen mal live vorgeführt hat, wie das so ist, wenn er keinen Mittagsschlaf macht und dann einen Ticken zu lang im Kindi ist. Nun ja. Das Kind braucht also mittags noch Schlaf, will aber nicht mehr. Schwierige Phase. Sehr schwierige Phase. Eine Phase, die auch mich manchmal an meine Grenzen bringt.
Dass der 2jährige entschieden hat keinen Mittagsschlaf mehr zu machen und stattdessen lieber den ganzen Nachmittag ätzend ist, ist supidupi.
— Lena W_ (@w_lena) 3. Mai 2015
Bei schönem Wetter packe ich die Kleine in unseren Chariot CX2 (können wir hier kurz ein Liebeslied einspielen? Ich liebe dieses Ding!! Beste Anschaffung seit wir Kinder haben!), hole den Zweijährigen ab, setze ihn zu seiner Schwester in den Wagen, verspreche, dass wir auf die Jugendfarm gehen und spaziere dann einen einstündigen Umweg zur Jugendfarm durch den Wald.
„Wo gehmer Jugendfarm?“
„Hier vorne links, sind gleich da!“
„Wo geh….mer…. Jugend…farm?“
„Gleich da!“
„Wo…. zzZZzzzzzZZZZzzz“
Ha! Einstündigen Nachmittagsschlaf ermogelt! HA!
Nach einer Stunde Schläfchen an der frischen Luft, lass ich ihn noch auf der Jugendfarm seine Restenergie loswerden, das ist lustig und macht immer Spaß und dann geht´s heim, vespern und glücklich ins Bett.
Aber das geht eben nicht immer.
Heute zum Beispiel ist Scheißwetter. Es regnet und regnet und regnet und wir Großen kränkeln so vor uns hin. Und im Wohnzimmer steht Wäsche, viel Wäsche. Ich hasse Wäsche sehr. Jetzt wäre also der perfekte Zeitpunkt für alle ein Schläfchen zu machen. Dann könnte ich diesen f***ing Berg ein bisschen bezwingen.
Schlaf, Kindlein, Schlaf
Christian legt sich mit der Kleinen hin. Der Große wünscht sich, dass ich neben sein Bettchen sitze. Also gut. Er zieht sich die Jogginghose und die Socken aus und ich bin schon ganz überrascht, wie easy das heute ist. Muhahahaha! (Hier hätte ich gerne so einen „Bäo Bäo Bäo Bäääääooooo“-Sound)
„Ich will hier hinliegen!“
„Nein, nicht in die Leseecke, Mittagsschlaf ist im Bett!“
„Ich will ein Buch!“
„Nee, wir gucken nachher Bücher an.“
„Ich will… Ich will…“
„Ab ins Bett jetzt!“
„PAAAAAPAAAAAAA!“
Grmpf.
Also legt er sich tatsächlich ins Bett. Ich rücke meinen Sessel daneben. Er liegt ganz ruhig. Yeah! Ich schließe meine Augen, versuche auch meine Ruhe auf ihn zu übertragen. Ich höre ihn kichern. Ich öffne meine Augen. Er sitzt im Bett. Kichert.
„Hinlegen!“
Er legt sich wieder hin. Ich wieder Augen zu. Er flüstert.
„Pssst!“
Er singt.
„Pssssst, Schatz. Leise.“
Er strampelt die Decke weg. Ok, egal. Nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ich lasse meine Augen zu und versuche wieder das mit der Ruhe. Ich höre, wie er strampelt. Und strampelt und strampelt. Und kichert.
„Leise jetzt, Schatz. Bleib mal ganz ruhig liegen und mach ein bisschen die Augen zu.“
Meine Augen habe ich immer noch geschlossen. Er ist ganz leise. Dann beginnt er zu turnen. Ich spicke kurz unter den Augenlidern durch: er liegt jetzt falschrum im Bett. Nun gut. Soll er halt. Ich schließe meine Augen wieder und versuche ganz ruhig zu bleiben. Irgendwann wird ihm schon langweilig werden und dann schläft er ein. Ganz sicher. Ich lass mich einfach nicht provozieren. Er flüstert irgendwas. Strampelt. Schlägt mit den Beinen immer wieder auf die Matratze. Ich reagiere nicht. Atme weiter ruhig, Augen zu. Cool bleiben. Der schläft schon bald. Ich höre, wie er sich bewegt: zack! Reißt er am Bändel der Spieluhr an seinem Bett. Schlaf, Kindlein, schlaf ertönt. Gut, wenn er das braucht… Er kichert aber. Aha. Botschaft für mich: „Mama, reagier mal! Ich mach Quatsch.“ Ich will aber nicht reagieren. Ich will, dass er schläft. In Gedanken lege ich schon Wäsche zusammen formuliere ich schon diesen Blogpost. Cool bleiben. Nervige Sachen werden gute Geschichten.
Schlaf, Kindlein, schlaf…
Die Spieluhr ist aus, der Sohn reißt wieder am Band. Schlaf, Kindlein, schlaf… Ich lasse meine Augen geschlossen. Der Sohn reißt nun 30sekündlich am Band. Klare Botschaft für mich: „MAMA, REAGIER MAL!!“ Nein, tu ich nicht. Ist der denn gar nicht müde?? Beim Essen konnte er kaum die Gabel mehr halten. Der MUSS müde sein. Durchhalten, Lena! Langsam fällt´s mir schwer. Der Sohn reißt unermüdlich am Bändel der Spieluhr. Es macht mich wahnsinnig. Ich beiße die Zähne zusammen. Schlaf, Kindlein, schlaf…. Es ist wie ein schlechter Witz! In der Zwischenzeit sitze ich sicher schon eine dreiviertel Stunde hier. Der Zweijährige reißt wieder am Bändel. Mittlerweile lässt er nicht mal mehr die ersten Töne erklingen, sondern reißt direkt wieder dran. zack! zack! zack! Aaaaaaaaaah!!! Ich möchte in sein Gitterbettchen beißen! Ordentlich die Zähne ins Holz hauen. Ich werde wahnsinnig!!!! Schlaf, Kindlein, schlaf!
„Schluss jetzt!“ zische ich und werfe die Spieluhr in die Leseecke. Da tönt es weiter Schlaf, Kindlein, schlaf.
Der Sohn drückt ein Heulen raus (Ich hab das hier schon mal beschrieben). Ich reagiere nicht. Meine Augen sind wieder zu. Die Nerven zum Bersten gespannt.
„Bitte leg dich jetzt hin und sei mal ganz leise, Schatz. Mach doch mal ein bisschen die Augen zu.“
Der Sohn legt sich wieder hin. Die Decke strampelt er sofort weg. Na gut. Dann halt ohne Decke. Da liegt er nun. Ich schließe meine Augen. Zur Ruhe kommen. Auf geht´s! Zur Ruhe kommen.
Da liegt er nun. Ich sehe ihn nicht. Ich höre ihn. Er liegt ganz still. Ich höre ihn atmen. Und als hätte er es geahnt…. Er atmet kurz kurz kurz laaaaaang. kurz kurz kurz durch die Nase. Kurz laaaaang kurz kurz laaaaang. Ist das denn zu fassen? Ich bin kurz davor hysterisch zu lachen. (Jetzt kann ich darüber schon ohne Hysterie lachen. So schnell geht´s!) Aber ich reagiere nicht. Jetzt MUSS ihm doch langsam langweilig werden! MUSS!
Aber der junge Mann kämpft tapfer gegen seine Müdigkeit an. Und beginnt jetzt, da ich so überaus gelassen (muhahaa) bin, mich zu zwicken!! UUUAAAAH! Es reicht!! Gelassenheit is over! Tschüssikowski!
„Schluss jetzt, Sohn! Ich geh raus.“
Und ich geh raus. Uff. Durchatmen. Ist er wirklich nicht müde? Irr ich mich? Vielleicht kann er wirklich nicht schlafen! Aber er wirkt soooo müde. Oh Mann… Also wieder rein. Der Sohn springt sofort wieder in sein Bett und legt sich hin. Ich setze mich neben ihn und gebe ihm meine Hand. Er nimmt sie und liegt ganz ruhig.
„Schatz, kannst du nicht schlafen?“
„Hm?“
„Bist du wirklich nicht müde?“
„Hm?“
„Bist du wirklich nicht…..“
zzZZZzzzzZZZZzzzzz
Ich schleiche raus. Das war ja einfach! Und hey! ES HAT NUR 1,5 STUNDEN GEBRAUCHT!