Meine Mutter ist berufstätig. Und zwar seit ich denken kann. Und das war sie auch schon bevor ich anfing zu denken. Und ich denke schon ziemlich lang. Mal mehr, mal weniger.
Das hatte viele Konsequenzen. Erstens: ich bin früh selbständig geworden. Das ist der Klassiker. Zweitens: mir war früh klar, ich möchte irgendwann sowohl Mutter als auch berufstätig werden. Drittens: ich kann wunderbar kochen.
So kann ich heute über eine Tomatensoße schreiben, die ich wahrscheinlich schon seit 20 Jahren so koche. Großartig, oder? Gute Rezepte überdauern alles.
Lena liebt Kochen und Trash TV
Nach der Schule habe ich mir früher regelmäßig selbst Mittagessen gemacht. Und weil ich irgendwann keine Lust mehr auf Ristorante Pizza und Miraculi hatte und schon gar nicht das Essen vom Vortag immer nochmal aufwärmen wollte, begann ich zu experimentieren. Und weil ich schon immer alles mochte (außer Rosinen!), haben leckere Dinge den Weg in meinen Kochtopf gefunden.
Das Tolle am allein für sich selbst kochen war ja, dass man Zutaten nach eigenem Belieben in einem Topf zusammenrühren und sich direkt mit dem Topf vor den Fernseher knallen konnte. Den Rand vom Topf direkt an der Unterlippe ansetzen und mit der Gabel nur noch reinschieben. Spart Geschirr, macht keinen Dreck und macht vor allem eins: Spaß! Und nebenher wackelten bunte Bilder über den Fernsehbildschirm. Am allerliebsten – sehr zum Ärger meiner Mutter – schaute ich mittags Talkshows. Nach der Schule was Seichtes zum runterkommen. Bärbel Schäfer war mir damals die Liebste. 14 Uhr RTL. Lieblingsthemen: „Ich bin hässlich, bitte style mich um!“ oder „Heimliche Liebe. Heute sag ich dir, was ich für dich empfinde.“
Da wir kein Kabel hatten – nie!, war das Bild krisselig und wirklich katastrophal. Aber das störte die pubertierende Lena nicht. Meine Mutter hingegen sehr. Sie machte sich große Sorgen, dass ich verdumme – weniger wegen des schlechten Bildes als wegen des schlechtes Inhalts. Nun ja. Ich schätze, die Sorgen waren unbegründet. Ich bin trotz allem doch relativ klug geraten. Oder höre ich sie leise murmeln „Wer weiß, was ohne Bärbel Schäfer aus dir geworden wäre!“…? Dieses Murmeln hörte ich auch nach dem Abitur „Wer weiß, wie gut das Abi erst gewesen wäre, wenn du mal gelernt hättest!“ Wir werden es nie wissen.
Das Rezept für Tomatensoße all´arrabbiata
Was wir aber wissen: meine Tomatensoße war so lecker! Und das ist sie bis heute. Wir nannten sie „all´arrabbiata“ („Nudeln auf zornige/leidenschaftliche Art“). Obwohl sie eigentlich nichts mit einer klassischen „all´arrabbiata“ zu tun hat. Außer der feurigen Schärfe. Aber der Name passte eben einfach ganz wunderbar. „Auf zornige Art“. Mutter-Tochter-Zorn. Christian sagt immer, meine Mutter und ich sind uns sehr ähnlich. „Wie geklont“, sagt er. Das macht das Streiten nicht leichter.
(Beim Essen war ich immer mit einem Ohr bei Bärbel, mit dem anderen im Treppenhaus. Höre ich Mamas Schlüssel? Nein, das ist sie nicht. Oha, aber DAS ist sie. Schnell die Glotze aus! „Hallo Mama, ich hab Tomatensoße all´arrabbiata gemacht. Willste was?“ und hoffen, dass sie nicht am Fernseher fühlt, ob er noch warm ist…)
Zutaten:
1 Dose geschälte und gehackte Tomaten
2 TL Kapern
8-10 Oliven (schwarz, entsteint)
3-4 Sardellenfilets
1 Zwiebel
1-2 Zehen Knoblauch
1 EL
Cayennepfeffer/Chili
Paprika edelsüß
Thymian
Oregano
Rosmarin
Salz, Pfeffer
Olivenöl
Nudeln nach Belieben
Nudelwasser kochen, salzen und Nudeln al dente kochen. Währenddessen Olivenöl in einem kleinen Topf erhitzen. Zwiebeln und Knoblauch fein hacken und im Olivenöl anschwitzen. Sardellenfilets dazu und rühren. Mit dem Kochlöffel ein bisschen die Sardellen zerdrücken, dass sie sich im Olivenöl schön auflösen. Keine Angst vor dem Fisch, er schmeckt nachher nicht vorrangig raus, sondern macht die Soße einfach irgendwie samtig. Irgendwie besonders. Gibt ihr einen vollen Geschmack in der Mitte. Zu Zwiebeln, Knoblauch, Öl und Sardellen kommt nun das, was Schärfe bringt. Ich liebe es scharf. Also Chili/Chayennepfeffer (je nachdem wie scharf man es mag!) und Paprikapulver (darf schon ein halber TL sein) mit dazu und schön andünsten. Es entsteht eine wunderbare rote Paste. Farblich passend wird nun noch das Tomatenmark hinzugegeben. Ist es gut untergerührt, kommen nun die gehackten Tomaten hinzu. Gleich ist die Soße fertig! Nur noch Kapern, Oliven und die italienischen Kräuter mit einrühren und ein bisschen pfeffern. Vorsicht mit dem Salz, schließlich sind Sardellen schon mit drin! Umrühren und noch ein bisschen köcheln lassen. Und dann….
(Noch ein bisschen… Für´s G´schmäckle….)
Übrigens ist meine Mutter auch eine ganz wunderbare Köchin und auch Bloggerin! Auf ihrem Blog gibt es viel zu lesen über Kunst, Kultur, Reisen, Geschichte und Essen – wunderbares Essen! kunstundreisen.com lohnt definitiv auch einen Besuch!
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